U-Bahn-Verlängerung zur Schleuse Kleinmachnow
Der Siedlungbauer Adolf Sommerfeld, der die Siedlungen in Zehlendorf-Nord
in den 20er Jahren plante, hatte bereits den U-Bahn-Bau bis zur heutigen
Endstation Krumme Lanke finanziell und politisch vorangetrieben. In
den 30er Jahren gründete er die "Bürgerhaussiedlung Kleinmachnow"
(das Einfamilienhaus-Gebiet westlich der Karl-Marx-Straße) und
wollte bei den Berliner Verkehrsbetrieben den Weiterbau bis zur Machnower
Schleuse durchsetzen.
Heinz Koch schrieb dazu in seiner "Chronik von Kleinmachnow":
"Adolf Sommerfeld hatte sich überdies einen großen Verdienst
erworben, als er den Bau einer U-Bahn finanzierte, was wiederum zur
Folge hatte, daß der Wert seiner Grundstück enorm stieg.
Sein Plan hatte ebenfalls vorgesehen,
diese U-Bahn von Krumme Lanke bis zur Machnower Schleuse weiterzuführen.
Leider scheiterte der Plan an den überhöhten Forderungen der
BVG. Sommerfeld mußte Deutschland aus rassischen Gründen
verlassen, aber der Ausbau der Bürgerhaussiedlung nahm trotzdem
seinen Fortgang."
Noch heute kann man die Trassenfreihaltung für den U-Bahnbau in
Kleinmachnow gut erkennen. Hinter der Stadtgrenze Berlins sollte die
U-Bahn vermutlich oberirdisch auf dem westlich neben der Straße
befindlichen Grünstreifen bis zum heutigen OdF-Platz führen.
Die dortigen Freifläche wurde wahrscheinlich wegen des eventuellen
U-Bahnbaus nicht bebaut. Hinter der heutigen Ernst-Thälmann-Straße
wechselt die Trasse die Straßenseite und führt in östlicher Seitenlage neben
der Straße "Hohe Kiefer" bis zur Machnower Schleuse.
Von dort sollte Anschluss an die Straßenbahnlinie 96 nach Stahnsdorf
und Teltow und die regionalen Busse nach Potsdam bestehen.
Nach dem Mauerbau hielten die Westberliner Verkehrsplaner teilweise an
der einst von Sommerfeld geplanten U-Bahnlinie fest - zumindest bis zur
Mauer, unweit des einstigen S-Bahnhofs Düppel (heute Bushaltestelle
Neuruppiner Straße) sollte die U-Bahn gebaut werden. Südlich des
U-Bahnhofs Krumme Lanke wäre es uńterirdisch unter der Argentinischen
Allee bis zum neuen Umsteigebahnhof am Mexikoplatz weitergegangen
(diese Planung ist nachwievor aktuell) und dann weiter unterirdisch
unter der Lindenthaler Allee bis zur Lloyd-G.-Wells-Straße. Ab hier
sollte die Lindenthaler Allee als Neubau entlang der heute als breiten
Grünstreifen erkennbaren Schneise bis zum S-Bahnhof Düppel fortgeführt
werden - zusammen mit der U-Bahn, die entweder unterirdisch, aber viel
wahrscheinlicher neben der neuen Straße oberirdisch bis zu einem
gemeinsamen S+U-Bahnsteig in Düppel (ähnlich dem in Wuhletal)
fortgeführt worden wäre. Im Flächennutzungsplan von 1994 taucht diese
Planung - trotz geänderter politischer Verhältnisse und einem
beginnenden Zuzug von Berlinern nach Kleinmachnow - nicht mehr auf.
Daran hat sich bis heute leider nichts geändert, Kleinmachnow ist
nachwievor nur mäßig mittels eines Busnetzes mit großen Taktabständen
ans ÖPNV-Netz angebunden. Das wird vermutlich auch der Grund dafür
sein, dass Kleinmachnow eine der deutschen Gemeinden mit der höchsten
KfZ-Zulassungsrate ist.
Die
Stammbahn lohnt sich nicht:
Kommt besser eine Straßenbahn durch Kleinmachnow?
Die vom Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg in Auftrag
gegebene Kosten-Nutzen-Analyse zum Wiederaufbau der alten Stammbahn-Strecke
zwischen Berlin, Zehlendorf, Düppel und Potsdam fällt nach
Berichten, die die Berliner Zeitung heute veröffentlichte, sehr
ungünstig aus.
Für Neubauvorhaben
der Bahn wird derzeit ein Mindestverhältnis von 1,0 zwischen Kosten
und Nutzen verlangt. Die Stammbahnstrecke in einer Ausführung als
Regionalbahnstrecke bringt es derzeit gerade einmal auf einen Wert von
0,7. Grund hierfür ist wohl die peripherere Lage der projektierten
Bahnlinie: Die Gleise würden am Rand von Wohngebieten größtenteils
durch Waldgebiete verlaufen. Eine Hoffnung für den vergrößerten
Nutzen der Strecken war bislang das Gewerbegebiet Europarc Dreilinden,
in dem sich u.a. die ebay-Deutschlandzentrale angesiedelt hat. Die Buslinie
620, die heute den Europarc mit dem S-Bahnhof Wannsee verbindet, verzeichnet
aber nur knapp 800 Fahrgäste am Tag.
Die mittelmärkischen
Anrainergemeinden der Stammbahnstrecke befürworten eher die Verlängerung
der Potsdamer Straßenbahn nach Stahnsdorf und Teltow als den Wiederaufbau
der ersten preußischen Eisenbahnstrecke. Eine Alternative zur
Straßenbahn wäre die Verlängerung der S-Bahn-Linie 25
von Teltow Stadt in Richtung Stahnsdorf. Der S-Bahnbau wurde schon während
des Zweiten Weltkrieges vorbereitet - die Trassen werden bis heute freigehalten.
Lediglich die Gemeinde Kleinmachnow wird auf lange Sicht wohl ohne Schienenanbindung
bleiben.
Trassenfreihaltung zwischen Lindenthaler Allee und S-Bf Düppel
Vermutlich wäre die U-Bahn nicht ebenerdig auf dem heutigen
Grünstreifen an der Karl-Marx-Straße verkehrt, wie dargestellt, sondern
im Einschnitt (Fotomontage)
Ideen Straßenbahn durch Kleinmachow
Viele der in den 1930er Jahren angelegeten Trassenfreihaltungen
für eine U-Bahn nach Kleinmachnow sind heute noch im Straßenbild
zu erkennen. Von Vorteil für den Straßenbahnbau in Kleinmachnow
ist, dass diese Flächen bis heute unbebaut sind:
Verlängerte Lindenthaler Allee
Die Trasse für die verlängerte Lindenthaler Allee zwischen
Lloyd-G.-Wells-Straße und Neuruppiner Straße, die in den
80er Jahren geplant war, aber nicht mehr gebaut wird, ist immer noch
freigehalten. Hier ist ausreichend Platz für eine zweigleisige
Straßenbahnstrecke.
Karl-Marx-Straße
Zwischen Stadtgrenze und Förster-Funke-Allee ist am westlichen
Straßenrand eine ausreichend breite Fläche für eine
Straßenbahnstrecke freigehalten.
Hohe Kiefer
Zwischen OdF-Platz und Machnower Schleuse ist am östlichen Straßenrand
eine ausreichend breite Fläche für eine Straßenbahnstrecke
freigehalten.
Stadtpläne mit eingezeichneten Straßenbahn-Planungsideen: