Havelinseln
und Havelfähren in Berlin und Potsdam
Revier Unterhavel / Wannsee
Tiefwerder
Auf Tiefwerder liegt ein kleines Straßendorf, welches seinen ursprünglichen
Charme bis heute nicht verloren hat. Im Jahre 1914 wurde auf Tiefwerder ein Wasserwerk in Betrieb genommen, das
bis heute einen Großteil der Berliner Trinkwasserversorgung bewältigt.
Heute ist auf Tiefwerder und dem angrenzenden Pichelswerder eine einzigartige
Naturlandschaft zu finden. Bis 1988 gehörten die Tiefwerderwiesen
offiziell als Enklave zum Territorium der DDR. Die Besitzansprüche
wurden aber von der britischen Besatzungsmacht ignoriert,
dass schon 1960 auf dem Gelände die Westberliner Kleingärtner siedeln durften.
Offiziell durfte aber auf den Tiefwerderwiesen bis in die 1980er Jahre hinein
keine Westpolizei patroullieren.
Pichelswerder (und
ehem. Fähren)
Pichelswerder ist mit seiner 29,8 ha großen Fläche einer der schönsten
Naturschutzgebiete an der Unterhavel. Das nördliche Ende Pichelswerders
bilden die bereits erwähnten Tiefwerderwiesen. Am südlichen Ufer bietet
sich dem Spaziergänger ein wundervoller Blick über die nördliche
Unterhavel. Zwischen Pichelswerder und dem Festland verkehrten zu
Beginn des 20.Jahrhunderts vier Fähren:
Nr.1: 1925-1939 Kahnfähre als Ersatz für die 1914 abgerissene
teilweise "schwimmende" Sechserbrücke zwischen dem Rupenhorn und
Pichelswerder.
Nr.2: 1857-1917 Elektrofähre vom Restaurant Henkel (heute Hotel
Wilhelmshöhe) auf Pichelswerder zu den Restaurants Seeschloß
und Kaisergarten in Pichelsberg [1].
Nr.3: Bis 1910 Kahnfähre von Gustav Poltze von der heutigen Anlegestelle
Freybrücke über die Havel zur anderen Uferseite.
Nr.4: Kahnfähre von Paul Vogt zwischen dem Restaurant Rackwitz
und der Deutschen Bierbrauerei AG (bis 9.9.09 noch mit Nachtverkehr).
Vor dem Bau der Heerstraße 1894 und der Stößenseebrücke
1910 gab es spätestens seit 1857 die Fähren Tiefwerder >
Pichelsberg > Pichelswerder (Hin- und Zurück für 15 Pfg.)
und die Fähre Pichelsdorf <> Pichelswerder (5 Pfg. oder 1/2
Silbergrosche)
1869 gab es außerdem die Ruderkahn-Fähren Stößensee
> Schildhorn > Pichelswerder, Tiefwerder > Pichelsdorf (für
1,5 Silbergroschen) und Pichelsdorf > Pichelswerder. Hinzu kam 1875
die Fähre Königgrätzer Garten > Schildhorn > Teufelsgraben
[1].
Am 3.5.1945 wurde die Freybrücke durch eine Fliegerbombe, die die
von der deutschen Wehrmacht angelegten Sprengkammern der Brücke traf, zerstört. Erst am 16.12.1948
wurde von britischen Pionieren eine Notbrücke errichet, daneben vekehrte
eine Notfähre. 1950 stellt Gustav-Adolf Klahn einen Antrag auf
einen Fähr- und Rundreisebetrieb auf dem Stößensee (als
ABM) im Zubringerverkehr zur Straßenban 75 vom Freibad Pichelswerder
mit Haltepunkte am Königgrätzer Garten, an der Wilhelmshöhe
und am Seeschloß. Für die Fähre gab es aber nie eine Genehmigung.
ehem. Fähren Schildhorn <> Gatow
und Weinbergsweg <>
Pichelsdorf
Zwischen 1920 verkehrten zwischen dem Wirtshaus Gatow und dem
Schildhorn von der Gatower Fährgemeinschaft betriebene Holzkähne Eine
Überfahrt kostete 10 Pfennig (Hin und retour 15 Pfg.). War das Boot
voll besetzt, so bedeutete das für den Ruderer Schwerstarbeit, dafür
erhielten sie immer viel Trinkgeld. 1936 wollten die Nachfahren der
Fährgemeinschaftsmitglieder die Fähre nicht übernehmen und der Betrieb
wurde eingestellt [1].
1926 richtete der Betreiber des Restaurants Hinz am Weinbergshorn eine
Personenfähre als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für seinen
aus Westpreußen geflohenen Bruder ein. Ein Ponton und ein Fährkahn
(beide mit Außenbordmotoren) verkehrten zwischen dem Schwarzen
Weg und dem Restaurant Hinz. Die Fährmänner Emil Bagniewski
und Ericht Thiel bekamen beide mehr Trinkgeld als Lohn. Bei Bedarf verkehrte
die Fähre ab 1932 auch zum Wassersportverein Blau-Rot, zu Seglervereinigung
Unterhavel und zur Naglowerft (heute Marina-Lanke-Werft, aber nur für
Werftarbeiter). Ende 1940 wurden die Fähren kriegsbedingt eingestellt
[1].
Gatower
Lindwerder (zu Zehlendorf)
1888 kaufte der Gutsbesitzer Dr. Koch die Insel Lindwerder und erhielt 1899 eine
Baugenehmigung für ein Wohnhaus auf dem Einland. Um Baumaterial auf die Insel zu
befördern war eine Lastenfähre notwendig. Die erste öffentliche
Fähre nahm 1905 ihren Betrieb auf (zum Fährpreis von 5 Pfg.,
Kinder 2 Pfg.). 1926 erhöhte sich das Entgeld auf 10 Pfg. (bzw.
5 Pfg. ermäßigt).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Insel mit Trümmerschutt um
3000 m² Richtung Osten verbreitert, was den Fährweg zum Festland verkürzte.
1950 ging die Fährpacht an Heinz Carlssohn, der 1952 eine neue
Seilfähre vom Bezirksamt Zehlendorf zur Verfügung gestellt bekam. Ab 1956 wurde die
alte 17,56-Meter-lange Seilfähre der Pfaueninsel bei Lindwerder
eingesetzt. In jedem dritten Winter musste aber die neue Pfaueninselfähre
überholt und die Lindwerderfähre als Ersatz 'ausgeliehen'
werden. Im gleichen Jahr kam eine Personenfähre dazu, die 13,15
Meter lang war und 50 Personen fassen konnte. 1968 wechselte der Pächter,
Leonhard Fröhlich wurde neuer Fährmann. Zwischen 1969 und
1971 wurde die Gaststätte auf der Insel neugebaut, in der Zeit
war der Zutritt zur Insel verboten. Im Juli 1971 war der Neubau fertig
und die Fähre nahm ihren Dienst wieder auf, der Fährpreis
lag jetzt bei 40 Pfennigen. 1977 übernahm Klaus Mellin die Fähre
und musste die Fahrpreise auf 1,50 DM erhöhen, da die Betriebskosten
auf 15000 DM pro Jahr kletterten [1].
Die 22 000 m² große Insel Lindwerder ist bekannt für
sein Ausflugslokal, zu dem man mit einer zwölf Meter langen, 36-PS
starken und vierzig Jahre alten Diesel-Personenfähre namens "Lindwerder
II" (Baujahr 1956, 13,15 m lang) von der Havelchaussee über
die 200 m breite Bucht aus gelangen kann. Diese Fähre kann man
von jeder Uferseite aus mit einer Glocke "herbeirufen". Außerdem
verkehrt zwischen dem Festland und der Insel noch eine Wagenfähre
(Baujahr 1956, 17,56 m lang), die aber nur für Ver- und Entsorgungsverkehr,
15 t wiegt und 140 Personen fassen könnte. Die Lindwerderfähre
verkehrt ganzjährig nach Bedarf, nur montags ist Ruhetag.
Betrieben werden beide Fähren durch den J. Hundhammer-Veranstaltungsservice,
der Fährmann hieß Otto Schülke. Am Westufer der Insel
können auch Ausflugsdampfer anlegen. Der Yachtclub Müggelsee
ist auch auf Lindwerder beheimatet [3].
Informationen zum Fährverkehr: Tel. 8036584, Fax: 80490825
Auto-Seilfähre "Lindwerder", Foto:
Gammrath (1975) /Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Verkehrsblätter
Personenfähre "Insel Lindwerder", Foto:
Karl-Heinz Schreck (etwa 1965) /Mit freundlicher Genehmigung der Berliner
Verkehrsblätter
Fähre Lindwerder II, 2015
Fähre Lindwerder II, 2015
Die Insel Lindwerder, Blick vom Festland (Anlegestelle Havelchaussee)
Auto-Seilfähre Lindwerder, Foto: Wolfgang
Hilger, 2004
ebenso, 2015
Restaurant auf Lindwerder
ebenso
Cladower
Schwanenwerder (und ehem. Fähre)
Mitte des 19.Jahrhunderts war das damalige Sandwerder noch weitgehend
Wildnis. 1882 erwarb der Lampenfabrikant Wessels die Insel und baute
sie zu einem Landschaftspark aus und verkaufte diverse Grundstücke.
Es wurde eine Verbindungsbrücke zum Festland errichtet. 1889 wurde
eigens ein Pumpwerk zur Wasserversorgung errichtet. 1901 wurde das Eiland
durch offizielle Genehmigung des Kaisers Wilhelm II. in Schwanenwerder umgetauft.
Auf Schwanenwerder wohnten u.a. der Warenhausbesitzer Rudolph Karstadt,
NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, Hitlers Leibarzt Theodor Morell
und NS-Architekt Albert Speer. Auch für Hitler wurde ein Grundstück
freigehalten, das er aber nie nutzte. Auch die "Reichsbräuteschule" für
hauswirtschaftliche und NS-ideologische Erziehung wurde während des "Dritten Reiches" auf Schwanenwerder
errichtet. Nach dem Krieg bezog auf der Insel der Verleger Axel Springer
ein großes Grundstück. In den 70er Jahren wurden viele Häuser abgerissen
und Neubauten entstanden. Heute ist auf Schwanenwerder u.a. das Aspen-Institut
und die evangelische Akademie beheimatet [5].
Auf einer Karte von 1907 ist eine Kahnfähre zwischen Kladow
und Schwanenwerder verzeichnet. Zwischen 1920 und 1924 bestand ein privater
Fährverkehr mit einem Motorboot von Kladow über Schwanenwerder
nach Beelitzhof. Der Fährverkehr wurde u.a. vom Kladower Hotel
"Märkischer Hof" betrieben. Zwischen Kladow und Beelitzhof
sollten nach Vereinbarungen zwischen den Bezirken Spandau und Zehlendorf mindestens
drei Fahrten pro Tagen (früh, mittags und abends) für Schulkinder
stattfinden. Während der Ferien wurden die Fahrten auf zwei pro
Tag und auf die Strecke Kladow <> Schwanenwerder reduziert. Während
der Inflation 1923 stieg der Fahrpreis kurzzeitig auf 300 Mark [1].
Imchen
Seit 1988 ist die kleine Insel Imchen Landschaftschutzgebiet. Das dem Kladower Hafen
vorgelagerte Eiland beheimatet seltene Vogel- und Insektenarten und wegen
seines ihres Schutzstatus' für die Bevölkerung unzugänglich.
Kälberwerder
Das 4000 m² große Kälberwerder befindet sich im Eigentum
des Ruderklubs Wannsee und ist nur von Clubmitgliedern oder mit Sondergenehmigung des Clubs
zugänglich. Der Kaufmann Albert Thiemt, der Mitglied des Ruderklubs
war, kaufte 1933 die Insel und überließ sie dem Ruderklub.
Pfaueninsel
(ehem. Kaninchenwerder)
Alle Einzelheiten zur Pfaueninsel sind auf der Internetseite
von Markus Jurziczek bestens zusammengetragen und bedürfen
hier keiner weiteren Erwähnung.
1811 gab es einen erste Lastenfährverbindung von der Pfaueninsel
zum Festland. Erst 1821 gab es eine öffentliche Personenfähre, da
die Insel dienstags bis donnerstags Besuchern zugänglich gemacht
wurde (es verkehrte auch ein Dampfer von der Pfaueninsel nach Potsdam).
Ein 1905 in Dienst gestelltes Holzboot wurde 1945 schwer beschädigt und sank.
1948 wurde es gehoben und 1950 der Fährbetrieb wiedereröffnet.
Im gleichen Jahr wurde auch der Antrag für die Einrichtung eines
Fährverkehrs zwischen der Pfaueninsel und dem Kladower Ausflugslokal
Brüningslinden gestellt, der aber wegen geringer Rentabilität
und einem Fährverlauf zu dicht an der Zonengrenze abgelehnt wurde.
1956 richtete man zwischen dem Nikolskoer Weg und der Pfaueninsel eine
Seilfähre (für 2 KfZ und 60 Personen) ein, die 1968 durch
eine neue Wagenfähre mit Motorantrieb ersetzt wurde [1].
Heute verkehren die kleine Personenfähre "Louise" (Baujahr
1968), die 25 Personen aufnimmt, und eine zwanzig Tonnen schwere Wagenfähre
(22,2 m), die ein Auto und 150 Personen transportieren kann. Überholzeiten
sind von November bis Februar zwischen 10 und 16 Uhr, im März und
Oktober von 9 bis 17 Uhr, im April und September von 9 bis 18 Uhr und
zwischen Mai und August von 8 bis 21 Uhr und nach Bedarf. Die Fähre
wird von der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten betrieben [3].
Fahrpreise inkl.
Parkeintritt. Fahrpreise früher: 1905 zwanzig Pfennig, Mitte 1922 zwei Mark,
Ende 1922 zehn Mark, 1923 hundert Mark, 1950 zwanzig Pfennig, 1958 dreißig
Pfennig, 1970 fünfzig Pfennig, 1976 eine Mark, 1981 anderthalb
Mark. DDR-Bürger durften kostenlos mitfahren.
Informationen zum Fährverkehr: Tel. 80109742 oder 80586831
Hölzerner Fährpram mit Seilzugantrieb, Foto: Sammlung
Schreck (1905) /Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Verkehrsblätter
Motorboot "Pfaueninsel", Foto: Karl-Heinz Schreck (1964)
/Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Verkehrsblätter
Motorboot "Louise", Foto: Sammlung Ulma (1986) /Mit freundlicher
Genehmigung der Berliner Verkehrsblätter
Pfaueninsel-Wagenfähre, Foto: Suedwestweb
Steglitz-Zehlendorf
ebenso, Foto: Ulrich
Orling
BVG-Fähre
F10 Kladow <> Wannsee
1892 nahm die Stern-Schifffahrt die Fährverbindung Wannsee <>
Kladow in Betrieb. 1926 betrug der Fahrpreis 40 Pfennige, 1933 wurde
er auf 30 Pfennige reduziert [1].
Die Personenschifffahrt der BVG wurde im Jahre 1944 ins Leben gerufen.
Auf Grund von Treibstoff- und Reifenmangels im Krieg musste die Buslinie
34 (heute 134) von Pichelsberg nach Kladow eingestellt werden. Als Ersatzverkehr
wurden am 26. Juni 1944 zwei Fährlinien (zum Bustarif) mit 16 von
Reedereien angemieteten Schiffen eingerichtet:
Die Linie 1 verkehrte von Kladow nach Wannsee (3,8 km) in 17 Minuten
und die Linie 2 verkehrte von Kladow bis zur Stößchenseebrücke/Heerstr.
(9,1 km) in 65 Minuten.
Ein paar Tage später, am 5. Juli, wurden die Linien 1 und 2 zusammengefasst.
Die Fährlinie verkehrte jetzt von der Stößenseebrücke
bis nach Wannsee mit den Anlegestellen Schildhorn, Akademie (später
Gatow), Badewiese, Gatow (später Fliegerhorst), Kladow, Heckeshorn.
Die Fähren verkehrten alle 30 Minuten zwischen 5 und 22 Uhr. Im
Oktober 1944 musste der Takt wegen Personalmangels auf 120 Minuten am
Sonntag und auf einen werktäglichen 60-Minuten-Takt ausgedünnt werden.
Zwischen Weihnachten 1944 und dem 9.Februar 1945 ruhte der Verkehr auf
den Fährlinien, da die Havel zugefroren war. Wegen der schweren
Kampfhandlungen in Berlin ruhte der Schiffsverkehr abermals zwischen dem
20. April und dem 31. Mai 1945 [2].Vor Kriegsende verkehrten zuletzt 24 Schiffe, nach Kriegende nur noch
ein Drittel davon. Der Fahrpreis betrug 20 Pfennige.
Im Sommer 1945 wurde der Anleger Heckeshorn stillgelegt, da dort bei
Kriegsende Munition versenkt wurde, im Februar 1946 wurde auch die Station
Schildhorn aufgegeben (aber aufgrund Fahrgastmangels).
Im Juli 1946 wurden zwei Fährschiffe von den Alliierten beschlagnahmt,
sodass kurzfristig der Verkehr zwischen Kladow und Heerstr. eingestellt
werden musste. Im Oktober 1946 konnte aber dann der Verkehr wieder
aufgenommen werden. Anfang 1947 standen der BVG fünf Schiffe zur
Verfügung, sodass ein 90-Minuten-Takt gefahren werden konnte.
Während der Blockade 1948/49 gab
es wieder zwei Linien, die getrennt zwischen Stößenseebrücke und der
Gatower Badewiese sowie zwischen Kladow und Wannsee verkehrten.
Zwischen Wannsee und Kladow war 1949 alle Stunde ein Schiff und
zwischen Kladow und der Stößenseebrücke alle zwei Stunden unterwegs
[2]. Am 3. Oktober 1949 wurde der Abschnitt Stößchenseebrücke-Kladow
aufgegeben. Die Fähre Kladow-Wannsee verkehrt seit diesem Tage im
Studentakt bis heute. Im Mai 1956 wurde die Fährlinie von der Stern-
und Kreisschifffahrt übernomen, darf aber bis heute zum BVG-Tarif
genutzt werden.
Die Fähre trägt seit 2. Juni 1991 die Bezeichnung
F10. Sie verkehrt bis heute stündlich
werktags zwischen 6 und 19 Uhr (im Winter bis 18 Uhr), samstag von 7
bis 19 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr (im Winter bis 16 Uhr) [3]. Seit
Januar 2014 verkehrt ein neues eigens für die Fährlinie konzipiertes
Schiff namens "Wannsee" in Dienst gestellt, leider ohne Sonnendeck.
Fahrpreis: Alle BVG- oder VBB-Zeitkarten bzw. Einzeltickets gültig
Anleger Wannsee, 2015
MS Sperber, 2015
geplante
Autofähre Wannsee-Beelitzhof <> Kladow
1957 beantragte Karl Kittel (der spätere Betreiber der Fähre Tegelort
<> Hakenfelde) die Einrichtung eine Autofähre von der Scabellstr.
(Nikolassee) nach Kladow. Er wollte dafür ein 160 m² großes Schiff für
12-14 KfZ oder 250-300 Passagiere für 100.000 DM bauen. Der Fährpreis
sollte zwei DM pro PKW, eine DM für ein Moped und 30 Pfg. pro Person
betragen. Da kaum Stauraum für die wartenden Autos in Nikolassee zur
Verfügung stand und die Fähre evtl. unrentabel geworden wäre, änderte
Kittel seinen Plan und wollte zwischen Kladow und der
Schwanenwerderbrücke eine Fähre einrichten. Er hatte dafür ein Boot
namens "Christa" für 20 PKWs vorgesehen, die Überfahrt sollte 1,50 DM
kosten. Der Antrag wurde abgelehnt, da mindestens zwei Fähren notwendig
gewesen wären und die Fähren ein Landschaftschutzgebiet durchfahren
hätten müssen. 1967 und 1983 gab es erneut Anträge für eine solche
Autofähre. 1986 plante der Tegelort-Hakenfeld-Fährenbetreiber Wolfgang
Burchadi die Einrichtung einer Wagenfähre nach Wannsee, dieses Projekt
scheiterte auch [1].
ehem.
Fähre Schlachtensee
1896 wurde August Hensel Fischereipächter des Schlachtensees. Damals
gab es drei Gaststätten am Schlachtensee (die Alte Fischerhütte,
das Schloß Schlachtensee (Abriss 1955) und die Neue Fischerhütte (Teilabriss 1938, heute nur noch Ruderbootverleih).
Um 1900 betrieb Hensel eine Motorbootverbindung zwischen der Alten und
Neuen Fischerhütte sowie eine Fähre von der Neuen Fischerhütte auf die
gegenüberliegende Uferseite. Das Motorboot hieß "Siegfried". Um 1906
kaufte Hensel ein 16,5 m langes, für 77 Personen ausgelegte Boot mit
Namen "Anne", 1920 das Boot "Sidonie" (14 m lang). 1913 wurde das Baden
im See verboten, da der See in Privatbesitz gelangte. 1940 wurde die
Fährverbindung mangels Treibstoff eingestellt, im November 1945 wurden
die beiden Boote durch Brandstiftung zerstört. Hensel nahm trotzdem mit
einem Fischerkahn den Fährverkehr zum gegenüberliegenden Ufer wieder
auf. 1964 kaufte er ich ein neues Ponton-Ruderboot, nach dem Tod August
Hensel übernahm sein Sohn Günter den Fährbetrieb, den er 1976 wegen zu
geringer Nachfrage einstellte [1].
Motorboot "Sidonie", Foto: Sammlung Schreck (1935) /Mit
freundlicher Genehmigung der Berliner Verkehrsblätter
Revier
Potsdam
Linie F1: Hermannswerder
Zwischen der Straße "Auf dem Kiewitt" in der Insel Hermannswerde verkehrt die Fährlinie F1 der Verkehrsbetriebe in Potsdam.
Seilfähre Hermannswerder, Foto: Michael
Dittrich
ebenso, Foto: Michael
Dittrich
Fähre Hermannswerder, 2014
ehem. Linie F2: Glienicker Brücke <> Sacrow
und ehem. Fähre Krughorn <> Sacrow
Zwischen dem Ort Sacrow im Norden (Meedehorn / Heilandskirche) und dem einem aufgeschütteten
künstlichen Uferhorn namens Krughorn (nahe der Gaststätte
Moorlake) verkehrte sei Mitte des 18. Jahrhunderts ein Fährprahm
für Gespanne und Vieh. 1877 löste ihn ein neuer Kahn ab.
Als 1840 die Heilandskirche in Sacrow erbaut wurde, musste
der Fährsteg verlegt werden. Eine Hin- und Rückfahrt kostete 1856
für Einheimische einen Silbergroschen und 1856 anderthalb Silbergroschen.
Auswärtige musste das Doppelte, 20 Pfg., zahlen. Kostenlos fuhren
Schüler aus umliegenden Schulen unter 14 Jahren, Kirchgänger
zur Heilandskirche und die Förster mit. Schon
in der Kaiserzeit dachte man über eine Brücke oder einen Tunnel
nach, beide Pläne scheiterten. Die Seilfähre verkehrte bis
1931 im Handbetrieb, dann musste sie durch eine freifahrende 30-PS-Dieselmotorfähre
(30 t Traglast, 6 km/h Geschwindigkeit, 21 m lang, für 150 Personen)
ersetzt werden, da der Schiffsverkehr auf der Havel zu rege geworden
war. Außerdem verbreiterte man die Havel, sodass die Fähre
jetzt 235 Meter Fahrstrecke statt 165 Meter zurücklegen musste.
Wegen Benzinmangels wurde die Motorfähre 1940 durch die
alte Seilzugfähre ersetzt und wegen des Einreiseverbots in die
DDR für Westberliner zu Pfingsten 1952 eingestellt.
Als
Ersatz verkehrte seitdem bis zum Mauerbau ein Motorboot zwischen Sacrow
und der Glienicker Brücke (auf Potsdamer Seite). In den Westberliner
Planungen zur "autogerechten Stadt" tauchten immer wieder mal Ideen zum
Bau einer Straßenbrücke zwischen Krughorn und Sacrow auf, die aber
teilungsbedingt nicht realisiert wurden. Da die Pläne 1985 aufgegeben
wurden, kam es auch nach der Wende nicht zur Ausführung dieser Ideen,
die die idyllischen Ortslagen in Sacrow und an der Moorlake sicher
zerstört hätten. Seit 2007 verkehren zwischen der Glienicker Brücke,
der Meierei im Neuen Garten (Schloss Cecilienhof), dem Krughorn und der
Sacrower Heilandskirche wieder die Fährschiffe des "Potsdamer
Wassertaxis", allerdings zu Preisen des Ausflugsschiffsverkehrs.
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________________
Quellenhinweis: |
|
[1] |
Schreck,
Karl-Heinz (1986): Fähren im Bereich Berlin West. Berliner
Verkehrsblätter Jahrgang 1986, Ausgaben 4,5,6,7 |
[2] |
Kramer,
Wolfgang und Hilkenbach, Sigurd (1987): Typisch Berlin - Ein BVG-Porträt,
hrsg. von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). |
[3] |
Fährdatei
des Deutschen Schiffahrtsmuseums |
[4] |
http://www.insel-scharfenberg.de/ |
[5] |
Jüttemann,
Andreas (1996): Chronik Nikolassee. Bis 2001 veröffentlicht
unter "NeuZehlendorfWeb". |