Zehlendorfer Exklaven
Mit der Bildung Groß-Berlins im Jahre 1920 wurde auch der neue
Bezirk Zehlendorf geschaffen. Er bestand aus Landgemeinden und
Gutsbezirken, die wiederum eigene Besitzungen, auch außerhalb des
neuformierten Bezirkes unterhielten.Dies war ersteinmal nicht weiter
auffällig. Erst mit dem Bau der Berliner Mauer bekamen diese nun zu
"Exklaven" eines Staates gewordenen Areal öffentliche Aufmerksamkeit.
In den Jahren bis zum Fall der Berliner Mauer wurden viele einstige
Gebiete mit der DDR gegen Zufahrtswege zu anderen Gebieten getauscht,
sodass seit der Wiedervereinigung Zehlendorf keine Exklaven im Land
Brandenburg mehr unterhält. Nachfolgend möchte ich die einstigen
Zehlendorfer Exklaven vorstellen:
Die Wüste Mark (21,83 Hektar)
Im
einstigen Jagdgebiet "Parforceheide", eine große Waldfläche zwischen
Potsdam und Stahnsdorf, existierte eine große Lichtungsfläche, die seit
1915 zum Besitz der Stadt Berlin gehörte. Dies war nicht unüblich, da
im Zuge des sog. Dauerwaldvertrages Groß-Berlin Waldflächen außerhalb
ankaufte. Im Jahre 1959 pachtete einer der wenigen in Zehlendorf
verbliebenen Landwirte, die Familie Wendt, die Lichtung "Wüste Mark",
er wollte das Gelände bestellen. Mit dem Mauerbau 1961 untersagten die
DDR-Behörden dem Bauern den Zugang, bis 1965 konnte aber eine
Sonderregelung für ihn gefunden wurde,die ihm erlaubte mit
landwirtschaftlichem Gerät den Autobahn-Grenzkontrollpunkt Dreilinden
zu passieren, um zu seinem Areal zu gelangen. Im Zuge eines
Gebietsaustausches im Jahre 1988 wurde die Wüste Mark gegen ein
prominent gelegenes Grundstück am Potsdamer Platz, dem sog.
Lenné-Dreieck, mit der DDR getauscht. Heute gehört die Wüste Mark zum
brandenburgischen Ort Stahnsdorf.
Steinstücken (12,67 Hektar)
Die
Landhauskolonie Steinstücken war die bekannteste unter den Westberliner
Exklaven, was vor allem daran lag, dass sie die einzige bewohnte
Exklave war. Diesen Umstand "verdankt" Steinstücken der Tatsache, dass
1787 mehrere Stolper Bauer (Stolpe hieß der Ortsteil Wannsee früher)
Gelände außerhalb der Gemeinde Stolpe ankauften. Da die gesamte
Gemeinde Wannsee 1920 Ortsteil von Berlin wurde, kam auch die Exklave
Steinstücken zum Stadtgebiet von Berlin. Dieser Zustand blieb nach 1945
bestehen. 1951 versuchten die DDR-Behörden, Steinstücken zu
annektieren. Die Bewohner revoltierten aber gegen diesen
Machtübergriff, US-Soldaten unterstützten die Steinstücker Bevölkerung.
1952 wurde Westberlinern die Einreise in die DDR außerhalb Ostberlins
untersagt, das machte den Steinstücker die Reise nach Westberlin oder
Westdeutschland auf dem Landwege unmöglich. Bewohner und US-Soldaten
wurden bis zur Einigung zwischen den Behörden mit dem Hubschrauber ein-
und ausgeflogen. Dafür wurde eigens ein Hubschrauberlandeplatz
eingerichtet. Im Zuge eines Viermächteabkommens 1971 wurde ein
Gebietsaustausch mit der DDR vorbereitet. Die DDR erhielt die
Nuthewiesen bei Drewitz im Tausch gegen eine Zufahrtsstraße zwischen
dem Westberliner Bezirk Zehlendorf und Steinstücken.
Nuthewiesen Drewitz
(3,64 Hektar)
Unweit der Drewitzer Fichtenallee lag ein
Wiesengrundstück, das seit 1920 zum Berliner Bezirk Zehlendorf gehört.
Diese Gelände wurde nie bewirtschaftet und hatte auch nach dem Mauerbau
keine Funktion. Im Jahre 1972 wurden die Nuthewiesen mit der DDR gegen
eine Zufahrtstraße zur anderen bewohnten Zehlendorfer Exklave
Steinstücken getauscht. Die DDR benötigte die Nuthewiesen zum Bau der
Nuthe-Schnellstraße.
Böttcherberg (0,3 Hektar)
Drei kleine Flurstücke im
Potsdamer Ortsteil Klein-Glienicke gehörten zu Westberlin. Es handelte
sich dabei um Grundstücke auf der von der Westberliner Straßenseite
gegenüberliegende Seite. Diese Areale waren unbebaut und nur wenige
Quadratmeter groß.
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Karten: openstreetmap.org
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